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Ausgabe 01-2017 des Magazins der Pfarreiengemeinschaft "Perspektiven"

Am Aschermittwoch ist alles vorbei

Als Solomariechen lohnt sich jeder Auftritt

Jugendgarde

Die Jugendgarde der Prinzengarde Meckenheim in Aktion (Selina ist die Dritte von links)

Fotos: Uwe Münch

„Irgendwann war meine Mutter es leid, dass ich immer im Wohnzimmer tanzte“, erzählt Selina Münch. Die Vierzehnjährige tanzt als Solomariechen in der Meckenheimer Prinzengarde 1933 e.V. und berichtet, wie sie zur Garde kam und was ihr daran so viel Freude macht, obwohl der Alltag als Solomariechen im Karneval ganz schön anstrengend sein kann. Mit sechs Jahren geht Selina zum ersten Mal zum Training der Nachwuchsgruppe der Prinzengarde, den „Ruude Stümpche“. Von klein auf fasziniert sie der Karneval. Vor allem die Fernsehsitzungen sind für sie ein fester Bestandteil der fünften Jahreszeit. Nicht nur die Auftritte der Tanzgarden schaut sie sich gerne an, sondern auch die Musik und die Büttenreden findet sie toll. Sie mag die gute Stimmung und die ansteckende Fröhlichkeit. „Eigentlich hatte ich am Anfang überhaupt kein Talent“, erinnert sich Selina an ihre Anfänge bei der Prinzengarde. „Ich konnte die Schritte nicht richtig und hing oft hinterher“. Mit der Zeit tanzt sich Selina durch die verschiedenen Altersgruppen der Prinzengarde von den „Ruude Stümpchen“ über die Kindergarde bis hin zur Jugendgarde. Vor drei Jahren tanzten mit Selina nur noch drei andere Mädchen in der Jugendgarde und es entstand die Idee, als Solomariechen weiterzumachen. „Inzwischen war ich schon ziemlich gelenkig“, meint Selina und erfüllt sich damit einen Kindheitstraum: „Kinderprinzessin wollte ich eigentlich nie werden, aber Solomariechen“. Die leuchtenden Kinderaugen sind das Beste In der Session 2016/2017 tanzt Selina schon im dritten Jahr als Solomariechen und hat besonders viel Freude an den Auftritten vor Kindern, z.B. beim Kinderkostümfest oder auch in den Grundschulen an Weiberfastnacht. Solomariechen Sie genießt es, die leuchtenden Kinderaugen zu sehen und zu spüren, wie sie und ihr besonderes Kostüm bewundert werden. „Wenn der Auftritt dann noch gelingt, weiß man, wofür man den ganzen Aufwand macht“, meint sie. Schon bald nach Karneval geht es mit den Vorbereitungen für die nächste Session los. In der Fastenzeit ist traditionell Tanzpause, aber nach Ostern Trainingsbeginn. Selina überlegt sich, zu welcher Musik sie gerne tanzen würde und ihre Trainerin schneidet die Lieder zusammen und plant die Choreografie. „Wenn mir ein Schritt mal gar nicht passt, darf ich natürlich auch mitreden“ erzählt Selina. Dann wird einmal pro Woche trainiert. Und so dauert es bis zum Sommer, bis der Tanz einstudiert ist. In diesem Jahr wird sie wahrscheinlich auch zum ersten Mal an überregionalen Wettbewerben teilnehmen, die nach der Session beginnen Aufregung ist immer dabei „Vor meinen ersten Auftritten hatte ich richtig Angst“, erinnert sich Selina an ihren Start als Solomariechen. „Es ist schon etwas anderes, ganz alleine zu tanzen als in der Kinder- oder Jugendgarde.“ Es macht ihr aber einfach Freude und ein Leben ohne den Karneval und die Prinzengarde kann sie sich gar nicht mehr vorstellen. „Meine Mutter habe ich voll angesteckt, meinen Vater so halb und nur auf meinen Bruder hat es nicht abgefärbt.“ Die ganze Familie unterstützt sie bei den vielen Auftritten, die ab Januar eigentlich an allen Wochenenden stattfinden. Nicht alle Altersgruppen tanzen überall. Die Organisatoren schauen, dass es nicht zu viel wird. Dennoch muss man mit ganzem Herzen dabei sein, damit es Spaß macht: „Wenn in der Schule auch viel zu tun ist und man am Wochenende dann unterwegs ist, ist das natürlich schon manchmal richtig anstrengend“. Dann muss Selina sich auch schon mal ein wenig überwinden, aber die gute Stimmung bei den Auftritten zieht sie eigentlich immer mit. Abschminken – eher ungern Wenn der Auftritt vorbei ist, schminkt sie sich eigentlich nur ungern ab, denn sie genießt die Zeit auf der Bühne. Dann denkt sie darüber nach, wie der Auftritt gelaufen ist; was gut war oder was danebengegangen ist. Auch wenn es schon mal anstrengend und sehr aufregend ist, hängt sie ihr Solomariechenkostüm oder ihre Gardeuniform immer nur sehr ungern in den Schrank zurück. Denn das ist eigentlich das Zeichen dafür, dass sie länger nicht gebraucht werden. „Im Moment hängen sie unten im Flur und ich habe sie griffbereit für die Auftritte.“ Und sie werden oft gebraucht in der fünften Jahreszeit. Das Publikum der Sitzungen und Feste freut sich über ihren Auftritt. An den Karnevalstagen absolviert Selina dann ein anderes Programm. An Weiberfastnacht ist sie von 9 bis 19 Uhr unterwegs und besucht die Grundschulen, die Banken und viele andere Institutionen. Freitags ist meistens frei und Samstag, Sonntag und Montag sind dann die Karnevalszüge in den Meckenheimer Ortsteilen. Am Dienstag tritt sie mit ihrem Verein in den verschiedenen Kindertagesstätten auf, die geöffnet haben. Wenn am Aschermittwoch alles vorbei ist, ist sie immer etwas wehmütig. „Meistens war es eine schöne Zeit und ich freue mich dann auch schon wieder auf die neue Session“.

Franziska Wallot

S. Münch

Selina Münch,

14 Jahre alt, Klasse 9 im St. Joseph-Gymnasium in Rheinbach

Hobbies: Tanzen, Lesen und auch mal Chillen; Selina singt im Jugendchor der Pfarreiengemeinschaft Meckenheim

Lieblingssong: Earthsong und Black & White von Michael Jackson; Rockabye von Clean Bandit, Shape of you von Ed

Sheeran und natürlich Karnevalslieder

Lieblingsbuch: Krimis, Edelsteintrilogie (Rubinrot, Saphirblau und Smaragdgrün von Kerstin Gier)



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